Das Ende der Dramaqueen
Jeder entscheidet selbst, ob es weh tut oder nicht. Kraft kostet nur das Spiel des Rückzuges, das Spiel des Schmerzes, das Spiel des Dramas, des Theaters. Die hysterische Persönlichkeit ist, wie auch die narzisstische oder die abhängige Persönlichkeit eine Störung,
die zwischenmenschliche Beziehungen schwer oder sogar unmöglich machen.
Oft läuft es aus der Sicht des Hysterikers so ab in einer Gruppe:
„Alle Erklärungen meines Gegenübers sind total unsinnig. Er versteht nicht, was ich will. Ich kann es ihm noch so gut und lang erklären, er versteht mich nicht. Ich bin allein und versuche über Traurigkeit ihm zu zeigen, wie verzweifelt ich bin. Meine Tränen laufen, doch ich erhalte immer nur Abwertungen und Angriffe.
Mann oh Mann. Er hat einen Knall, der kapiert gar nichts. Ich muss lauter werden, mehr und besser erklären, damit er es endlich kapiert. Er muss doch verstehen, dass ich Recht habe. ich verstehe nur Bahnhof, was der von sich gibt. Und die anderen in dieser Gruppe die zuschauen sind auch schon genervt und gelangweilt. Warum nur? Ich soll der Übeltäter sein!! Niemals! Die mögen mich nur nicht, ich haue besser ab, ist sowieso besser, die mögen mich eh alle nicht.“
Was passiert beim Leiter der Gruppe:
„Ich sitze einem Hysteriker gegenüber. Ein schrecklicher Begriff, aber der neue Begriff histrionische Störung ist genauso schlimm. Er versucht mit langen Erklärungen mir etwas zu verstehen zu geben, was ich und alle anderen Teilnehmer aber bereits verstanden haben. Der Versuch ihm eine andere Meinung, eine andere Vorgehensweise kundzutun schlägt fehl. Ich versuche ihm zu erklären, was sich dahinter versteckt, denn ich bin der Leiter der Gruppe und weiss, wie schwierig es ist, dies einem in einer hysterischen Phase zu verstehen zu geben. Er fühlt sich angegriffen, geht ins Kind-Ich hinein. Es versagen alle bisherigen Methoden.
Die Erklärungen sind schwierig, die anderen Teilnehmer der Gruppe sind meist schon genervt. Die Versuche sachlich zu erklären kommen nicht an. Die Erwachsenen Ebene ist ausgeschaltet. Er bezieht alles als Angriff auf sich. Selbst das wortgenaue Wiederholen seiner Worte, als Zeichen meines Verständnisses quittiert er mit einem, du verstehst nicht, was ich meine.“
Durch sein Verhalten zieht der Hysteriker alle Aufmerksamkeit auf sich und nimmt den anderen in der Gruppe noch mehr Energie, denn die Energie folgt der Aufmerksamkeit. Er will Mittelpunkt sein, obwohl er das immer abstreitet. Sobald aber jemand etwas mehr Aufmerksamkeit bekommt, versucht er mit Bemerkungen, Gestiken und Mimik die Aufmerksamkeit der Gruppe wieder zu erhalten. Er mischt sich immer wieder ein, stellt selber die Fragen in der Gruppe, spielt selbst Leiter. Er spielt auch mal den Gelangweilten in der Gruppe, damit die anderen denken sollen, dass er das alles schon kann, was die anderen Gruppenmitglieder noch lernen müssen. Er hebt seinen Status in der Gruppe immer wieder hervor, indem er mit seinem Verhalten auffällt.
Wie kann jemand, der eine hysterische Persönlichkeitsstörung hat, die übrigens gleichermassen Frauen wie Männer haben können, aus diesem Teufelskreis aussteigen?
Um das Drama und das Theaterspielen zu beenden ist ein schwieriges und auch langwieriges diszipliniertes Erkennen der Realität notwendig. Ebenso das Erkennen von eigenen Mustern, wie Recht haben wollen/müssen/zu haben und immer wieder sehen, dass andere ihn nicht verstehen, sich von ihm abwenden ohne für ihn erkennbare Gründe. Spüren, dass nach längeren Diskussionen die Energie fehlt. Weiter, dass er „längere“ Geschichten kreiert, etwas dazu dichtet, und oft die Wahrheit einfach etwas ausschmückt. Auch dass er immer wieder versucht bei anderen anzudocken mit teilweise sinnfreien Aussagen und Fragen.
Wenn sich der Hysteriker fragen würde, was der Grund für die Kontaktaufnahme ist, müsste er, wenn er ehrlich ist, zugeben, dass er einfach nur Kontakt haben wollte, weil er grad jemanden brauchte, der ihm zuhört und ihm Aufmerksamkeit schenkt, denn er fühlt sich einsam. Doch die meisten Hysteriker sind Ich-synton, das bedeutet, dass er denkt, er ist „normal“ und alle anderen haben Probleme. Er kann sein Verhalten nicht kontextbezogen in einem Verhältnis zu anderen erkennen und beurteilen. Das ist für ihn äusserst schwer. Daher ist es für ihn auch so schwer überhaupt zu erkennen, dass er an der hysterischen Persönlichkeit leidet. Ja, leidet. Es ist halt sein schmerzhafter Versuch, Liebe und Anerkennung zu erhalten. Als Kind hat ihm dieses Verhalten geholfen die Aufmerksamkeit seiner Eltern zu bekommen…
Der Hysteriker sollte erkennen und erfahren, wenn Freunde sich abwenden, wenn er dieses Spiel spielt, dass er „lediglich“ dieses Spiel beenden muss. Kein Drama mehr, kein Theater mehr, seine Spiele erkennen und sein zu lassen und dann werden die Freunde wieder da sein. Und ihm wird es dabei wieder gut gehen. Es ist NUR die eigene Entscheidung und der starke Wille dies zu tun und leider ist dieses auf das Schwierigste…